In den Städten der deutschen Ostsiedlungen ist der Ring der typische zentrale Platz. Er ist meist viereckig, von Häusern umbaut und meist münden an seinen Ecken Straßen ein. Eingebettet ist er in einen schachbrettartigen Stadtgrundriss.

Orte wie Zuckmantel und Olbersdorf sind hier richtiggehende Ausnahmen, da sie einen Markt im Typus des „Süddeutschen Längsmarktes“ bzw. eines länglichen Angers haben. In Jägerndorf und Troppau ist lediglich die typische viereckige Form nicht richtig ausgebildet.

Die den Ring umstehenden Häuser wiesen früher meist Lauben (= Arkadengänge) auf. Ursprünglich waren diese Gebäude aus Holz, wie in Wigstadtl noch um 1850 zu sehen war. In Jägerndorf standen wohl schon früher Steinhäuser. Dort waren die Lauben mit niedrigen Mauern auf halber Länge geschlossen (siehe Bild), um auf den Mäuerchen Waren anzubieten. So gab es dort die Bezeichnung „Butterlaube“. Solche Lauben verschwanden jedoch später oft, da man sie durch Vermauerung schloss.

Wobei hier Römerstadt auch eine Besonderheit darstellt. Man nimmt an, dass es dort niemals Lauben gab. Deshalb spekulierte man sogar darüber, ob die Stadt durch schwäbische Siedler begründet worden sei. Dafür zeigt die Stadt hingehend ein anderes verbreitetes Merkmal, ein zentral auf dem Platz stehendes Rathaus (siehe Bild).

Mitunter gab es sogar mehrere Ringe in einer Stadt, so in Troppau den „Obern Ring“, den „Niedern Ring“ und den „Pechring“.
In Bergstadt, Kreis Römerstadt, kann man aus der Lage des Rings auch auf die Stadtentwicklung schließen. Die Siedlung wurde nachträglich erst zur Stadt und hat daher ihren Platz später an die Altsiedlung angefügt.

Es ist auch festzustellen, dass die Stadtgrößen und die Ring-Abmessungen nur wenig korrelieren. So dürften die zentralen Freiflächen schon früh festgelegt worden sein, als der spätere Erfolg oder Misserfolg einer Ansiedlung noch nicht abzusehen war.

Quellen:
  • Berger, Karel: Geschichte der Stadt Römerstadt, Brünn 1909; S. 31, 34 ff.
  • Kinzer, H.: Die Oberlaube in Jägerndorf, in: Jägerndorfer Ländchen, 3 / 1928
  • Knaflitsch, Karl: Zeitschrift für Geschichte und Kulturgeschichte des österreichischen Schlesiens, Band 20, S. 38 und 205
  • Meyers Großes Konversations.Lexikon, Leipzig 1908, Band 16, S. 945
  • Ullrich, Josef. Geschichte von Wigstadtl, Wigstadtl 1933, S. 34
  • Weidemann, Franz: Der Troppauer-Kreis im Herzogtum Schlesien, Wien 1840, S. 20 und 30
  • Weinelt, Herbert: Forschungen zur Volkstumsgeographie des suedschlesischen Stammesgebietes, Reichenberg 1940 (Hier online lesen)